Einige der Beschäftigten des Bethel-Stiftungsbereichs proWerk waren bereits zum zweiten oder dritten Mal zum fünftägigen Einsatz auf Wangerooge, um die typischen Heideflächen der Insel vor standortfremden, wuchernden Pflanzen zu schützen. Doch diesmal erlebten die Freiwilligen mit Handicap etwas, das sie überraschte.

Neben der Freiwilligenarbeit war nachmittags ein „Training“ angesagt. Nicht um körperliche Fertigkeiten ging es, denn die praktischen Tätigkeiten beherrschen die 14 Männer, die bei Bethel größtenteils im Bereich Natur- und Landschaftspflege arbeiten, perfekt. Nein, beim Training ging es gezielt um die Fragen, die sich manch einer der Engagierten schon im Stillen gestellt hatte: Warum genau sollen wir diese fremden Pflanzen rausreißen? Was ist so gefährlich an ihnen? Was passiert, wenn sich niemand darum kümmert? Und wie heißt eigentlich der Vogel, der vorhin über die Heide flog? Und gestern am Strand: Woher kamen plötzlich die vielen kleinen Löcher und Sandhäufchen und Blubbergeräusche, wo Stunden zuvor noch das Meer rauschte?

Sich all diese Fragen zu beantworten, fällt vielen der Freiwilligen nicht leicht. Sie haben aufgrund von Erkrankungen oder angeborener geistiger Behinderung Lernschwierigkeiten. Sicher hatten sie schon so mancher Erklärung gelauscht, doch die war einigen zu kompliziert. Doch nun erlebten sie einen neuen, ihren Bedürfnissen angemessenen Zugang: Sie konnten Lernangebote in Leichter Sprache nutzen. Im Gegensatz zu schwerer Sprache wird hierbei auf Fremd- und Fachwörter und lange, verschachtelte Sätze verzichtet.

Eines der Angebote in Leichter Sprache ist das Themenheft „Meer und Küste“. Es wurde im Projekt „Ungehindert engagiert“ entwickelt. Jeder der Teilnehmer bekam ein eigenes Exemplar – so kann es immer wieder zum Nachschlagen oder Erinnern dienen. Zu den Regeln für Leichte Sprache gehört, dass viele Fotos und Abbildungen das Geschriebene veranschaulichen.

Zudem nahmen die Freiwilligen an Führungen im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer teil. Wenn sie etwas nicht verstanden, konnten sie dies mit ihrem Trainer und ‚Lernbegleiter‘ Herrn Adorf besprechen. Dieser ermutigte sie, jederzeit zu sagen, wenn sie etwas nicht verstehen. So geübt, fällt es auch manch einem der Teilnehmer in der Öffentlichkeit leichter, den Gesprächspartner darauf hinzuweisen, für Erklärungen doch bitte einfache Worte zu benutzen.